Teilearbeit – Ego-State-Coaching im Unternehmen
Teilearbeit (s. a. Ego-State-Therapie und Hypnosystemik) dient in der Systemischen Psychotherapie dem Zugang zu Persönlichkeitsanteilen. Mit Teilearbeit ist es möglich, Klienten schon in der ersten Sitzung ein neues Selbstverständnis von dem zu vermitteln, was da „drinnen passiert“, wenn bisher unerklärliche Phänomene (Symptome) aufgetreten sind.
Teile der Persönlichkeiten, innere Anteile / innere Seiten werden in herkömmlichen Psychotherapieverfahren oft zu Symptomträgern degradiert, als defizitär oder destruktiv verkannt. Das ist ein Fehler, denn:
Teilearbeit ist der Schlüssel zur komplexen, reichhaltigen Struktur der Persönlichkeit, in der unterschiedliche Seiten mit verschiedenen Anliegen und Loyalitäten in achtungsvoller und sich gegenseitig aufbauender Weise zur Zusammenarbeit finden können. Deshalb arbeiten wir bei FFM Coaching Associates in den Coaching-Sitzungen und der Organisationsentwicklung immer mit Teilearbeit.
Autor: Johannes Faupel
Fachrichtung: Executive Coach, Systemischer Therapeut und Berater SG, IGST
Position: Partner bei FFM Coaching Associates
Veröffentlichungsdatum: 19. Juli 2020
Teilearbeit geht auf Milton Erickson, Gunther Schmidt, John und Elen Watkins, Virginia Satir und Paul Federn zurück. Mit der Teilearbeit wird es möglich, Klienten Zugang zu ihren starken Persönlichkeitsanteilen (Ressourcen) zu eröffnen. Zudem finden Menschen durch die Teilearbeit zu den Seiten in sich, die besonders viel Zuwendung benötigen, z. B. nach Mobbing in Unternehmen.
Nehmen Sie sich Zeit, diesen Artikel zu lesen. Sie werden schon bald verstehen, dass es nicht ausschließlich „den Workoholic“ gibt und nicht den „Chefversteher“ oder den „Karrieremenschen.“
Dieser Text eröffnet Ihnen den Zugang zu einem Beratungsverfahren, mit dem Sie zu einem umfassenden Verständnis von der menschlichen Persönlichkeit finden können.
Teilearbeit dient in der Systemischen Psychotherapie dem Zugang zu Persönlichkeitsanteilen. Innere Anteile bzw. innere Seiten, die sich ängstlich, aggressiv oder distanzlos präsentieren, werden in herkömmlichen Psychotherapieverfahren meistens als gestört, defizitär oder destruktiv verkannt.
Es gibt auch Persönlichkeitsanteile, deren Existenz komplett geleugnet wird. So kommt es oft vor, dass Patienten jegliche Kompetenzen abgesprochen werden. Sie sitzen beim Therapeuten und warten darauf, dass die vermeintliche Autorität (der Therapeut hat studiert und kennt sich aus) ihnen Wissen vermittelt. Ein folgenschwerer, sich täglich wiederholender Irrtum.
Mit Teilearbeit ist es möglich, Klienten schon in der ersten Sitzung mit einem neuen Selbstverständnis von dem vertraut zu machen, was da „drinnen passiert“, wenn bisher unerklärliche Phänomene (Symptome) aufgetreten sind. Die Erfahrung aus unzähligen Ego-State-Coaching-Sitzungen zeigt: Wer die Erfahrung macht, dass er jederzeit zwischen verschiedenen inneren Anteilen wechseln kann, verliert schlagartig jedes Konzept von Ohnmacht.
Dieses eine Beispiel für Teilearbeit – es ist eines von vielen – zeigt, wie schnell aus einer vordergründig „grundlosen Angst“ und aus lästiger „Aufschieberitis“ eine gute innere Kooperation werden kann:
Meine sicherheitsbewusste innere Seite benötigt Übersicht (und entwickelt immer wieder nachvollziehbare Angst, sobald ihr die Übersicht fehlt)
Meine experimentierfreudige Seite nimmt die sicherheitsbewusste Seite ab jetzt mit (das mindert die Angst vor zu großen Wagnissen und somit das Aufschieben von Tätigkeiten)
In Fassaden in Frankfurt spiegeln sich andere Unternehmen. Hinter den Fassaden bieten wir Teilearbeit für die inneren Teile von Organisationen
Wie sich in einer Glasfassade andere Gebäudefronten spiegeln, so können auch bestimmte Persönlichkeitsanteile zum Spiegelbild anderer Seiten werden. Es ist eine interessante Erfahrung für Manager, wenn sie in der Teilearbeit zum ersten Mal die Dynamik von Loyalitäten und Loyalitätskonflikten erfahren.
Diese Gegenüberstellung ist natürlich stark verkürzt. Dennoch kann sie das Grundprinzip verständlich machen:
Ein Mensch erlebt sich als vermeintlich grundlos ängstlich. Der herkömmlich arbeitende Therapeut probierte bislang (bis zur Anerkennung der Systemischen Therapie als Krankenkassen-Pflichtleistung) eines der bis 2019 von der Krankenkasse zugelassenen Verfahren (damals entweder VT oder Tiefenpsychologische Therapie). In diesem sollte sich der Patient seiner Angst „stellen“, bis er „verstanden“ oder „gelernt“ hat, dass die Angst grundlos ist. Man erhofft sich von solchen Methoden, dass die Angst mit der Zeit nachlässt. Ein in jeder Hinsicht kontraproduktives Verfahren, das oft das Gegenteil des Erwünschten bewirken kann (Angstlernen).
Eine Person mit übermäßiger, ihr unerklärlicher Angst erfährt mit der Teilearbeit eine völlig andere Zuwendung. Hier gehen wir davon aus, dass eine Seite (ein Persönlichkeitsanteil) der Person auf alle Fälle triftige Gründe für die Angst hat.
Statt nach einem Fehler zu suchen (angeblich falsche oder übertriebene Angst), entwickeln wir in der Teilearbeit einen achtungsvollen Dialog zwischen den verschiedenen Persönlichkeitsanteilen. Diese Arbeit erfolgt mit Wertschätzung für alle bisherigen Lösungsversuche, die ein Mensch unternommen hatte, um z. B. eine Angst „loszuwerden“ oder „in den Griff zu bekommen“.
Grundsatz: Wo immer Begrifflichkeiten auftauchen, die für die Absicht der Entfernung oder Reglementierung von Gefühlen stehen, läuft etwas grundverkehrt im Beratungskonzept.
Sigmund Freud konstruierte durch das Konzept der rigiden Dreiteilung der Psyche in Ich, Es und Über-Ich ein starres Bild vom Menschen. Außer den drei von ihm erdachten Anteilen schien es viele Jahrzehnte lang nichts zu geben, was den einen vom anderen Menschen grundsätzlich unterschieden hätte.
Erst die sehr differenzierte Arbeit in der Ego-State-Therapie und der Hypnotherapie – dort vor allem durch Dr. Gunther Schmidt und die Hypnosystemik entwickelt – öffnete ein weites Feld psychotherapeutischer Möglichkeiten.
Teilearbeit ist im Executive Coaching vorteilhaft, weil das Klientel vielschichtige Aufgaben zu erfüllen hat. Zu den Grund-Dilemmata von Managern und Geschäftsführern zählen Loyalitätskonflikte, von denen viele nicht besprechbar scheinen, aber zu verhandeln sind:
Wer absolute Eindeutigkeit und Klarheit sucht, komm ins Dilemma. Nichts im Leben – schon gar nicht im Unternehmerleben – ist immer eindeutig und klar.
Daher ist der Aufbau von gesunder Ambivalenz ideal für Manager und Unternehmer, die systembedingt Themen auf Wiedervorlage nehmen müssen. Entscheider müssen hinspüren lernen, welche Belastungszustände sie aushalten können und welche nicht.
In den Wald oder ins Büro? Mit Teilearbeit ist gesunde Ambivalenz erreichbar
Mandat Teilearbeit – Infografik
Im Projektverlauf findet ein permanentes Monitoring und Reporting der Prozessentwicklung statt.
