Coaching ist eine Form professioneller Begleitung, die den Zugang einer Person zu ihren bereits vorhandenen Ressourcen eröffnet. Leistungssteigerung kann eines der Themen im Coaching sein. Ebenso zählt aber zu Coaching z. B. auch die Entwicklung der Fähigkeit, Nein zu sagen, sich abzugrenzen. Coaching soll zur Selbstbefähigung führen.
Autor: Johannes Faupel
Position: Partner
Aktualisiert: 11. Juli 2020
Coaching ist oft mehr ein Problem als eine Lösung. Jeder darf sich Coach nennen, aber nicht jeder kann beraten. Das ist ein Dilemma. Unter dem Begriff Coaching findet man oft einen Mix aus Tschakka, Therapie, Training und Hochseilgarten. Was aber ist Coaching, wenn es gut ist?
Professionelles Coaching ist im Sinne einer Zielsetzung effiziente Beratung auf Basis eines konkreten Auftrags für konkrete Veränderungen im beruflichen und persönlichen Umfeld.
Kann man Coaching überhaupt trennen von Beratung und Therapie?
Coaching, Beratung, Therapie, Training – Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Beginnen wir mit einem einfachen Beispiel. Angenommen, jemand kommt bei Verhandlungen schnell ins Schlingern, wird unsicher und verkauft sich somit unter Preis. Mit einem Training und den geeigneten Trainingsmethoden kann man daran arbeiten, konkrete Verhaltensweisen zu verändern.
Unter Beratung wiederum wird oft verstanden – wie der Name schon sagt, dass Empfehlungen ausgesprochen werden, basierend auf Erfahrungen von Beratern.
In einer Therapie würde man eher im Hinblick auf eine Diagnostik arbeiten, man würde mit Störungsbildern arbeiten und versuchen, Störungen zu „beseitigen.“ Für eine Psychotherapie, die von einer Krankenkasse finanziert wird, ist immer eine Störungs- oder Krankheitsdiagnose die Voraussetzung.
Der Coach: hält Spiegel und Bilderbuch in der Hand
Was ist Coaching? Es basiert auf den Grundannahmen der Selbstreflexion, der Neutralität und der Veränderungsbereitschaft. Selbstreflexion und Selbsterkenntnis sind Grundvoraussetzungen für ein gelingendes Coaching.
Warum? Nun, weil nur ein Manager, der z.B. einen Interessenkonflikt zwischen seinem beruflichen Engagement und seiner Rolle als Familienvater sieht, für einen Kompromiss arbeiten kann. Neutralität: Es ist nicht die Aufgabe eines Coaches, aus einem Workoholic einen braven Ehemann zu machen, der pünktlich um 18:00 Uhr am Abendbrottisch sitzt. Ebenso ist es – übrigens in keiner professionell ausgeübten Beratung – nicht zulässig, einen treu sorgenden Familienvater „zum Manager mit 50-Stunden-Woche zu coachen.“
Es geht immer um die Frage, wie sich welches Verhalten auswirkt – und auf wen. Deshalb steht in der Überschrift, dass ein guter Coach den Spiegel und das Bilderbuch in der Hand hält. Es geht im Coaching um Veränderungen. Eine jede Veränderung zeichnet sich dadurch aus, dass man den aktuellen Standpunkt bzw. den Blickwinkel verändert.
Der Spiegel – Handwerkszeug Nr. 1 im Coaching
„Wenn ich mir Ihre Geschichte anhöre, dann entnehme ich ihr, dass es Ihnen wahrscheinlich so [hier eine Schilderung der Eindrücke des Coaches] geht. Habe ich Sie hier richtig verstanden?“ Mit dieser Frage wird versucht, ein möglichst genaues Bild der Situation herzustellen, wie es zu Beginn der Sitzung besteht. Aus Sicht des Klienten „ist es gerade so oder so.“ Damit wird versucht, Übereinstimmung auf beiden Seiten zu erzielen. Nur dann, wenn beide Seiten wissen, worüber gesprochen und beraten wird, ergibt die Sitzung einen Sinn.
Das Bilderbuch – Handwerkszeug Nr. 2 im Coaching
Nachdem sich Coach und Coachee so gut wie möglich über das Bild verständigt haben, das sich dem Coachee zu Beginn des Coachings bietet, geht es darum, Veränderungen anzubieten. Jede Veränderung ist sofort mit einem Bild verbunden. Das können Sie sofort selbst ausprobieren, damit Sie den Zusammenhang verstehen.
Angenommen, Ihnen würde jetzt die Karrierechance Ihres Lebens angeboten, aber Sie müssten für die neue Stelle in eine weit entfernte Stadt ziehen – und das sogar schon in zwei Monaten. Ihr Arbeitgeber hätte, um Ihnen die Veränderung schmackhaft zu machen, in der anderen Stadt bereits ein Haus für Sie arrangiert, und auch in Sachen Schule und Kindergarten sowie Öffentlicher Nahverkehr wäre alles optimal. Es würde jedoch bedeuten, dass Sie Ihren Freundeskreis künftig nicht mehr in der gewohnten Weise pflegen könnten. Sie hätten also die Wahl zwischen einer verlockenden beruflichen Veränderung und einem Verlust Ihres Freundeskreises. Außerdem müssten Sie das Haus, das Sie in den letzten 10 Jahren liebevoll eingerichtet haben, vermieten oder verkaufen. Würde Sie dies Vorstellung beruhigen? Welche Bilder würden Sie damit verbinden?
Dieser kleine Exkurs soll Ihnen veranschaulichen, wie schnell Bilder entstehen – und mit diesen verbunden auch Gefühle, und zwar nicht immer nur erwünschte.
Warum sollte ein guter Coach immer ein Bilderbuch zur Hand haben?
Es geht darum den Klienten neue Wahlmöglichkeiten zu eröffnen. Würde man die oben beschriebene Situation 1:1 übersetzen und umsetzen, dann würde das eine Menge an Stress bedeuten – bis hin zu dem Dilemma, sich nicht entscheiden zu können und die Chance nicht wahrzunehmen. Mit einem (gedachten) Bilderbuch, das verschiedene Szenarien und Variationen von derselben Ausgangssituation zeigt, kann der Klient flexibel werden und unterschiedliche Entwicklungen gedanklich durchspielen. Übrigens nicht nur gedanklich, sondern auch auf emotionaler Ebene.
„Welche Auswirkungen würde es wohl haben, wenn Sie mit Ihrer Familie und Ihrem Vorgesetzten eine Probezeit vereinbaren: ein halbes Jahr Fernbeziehung, ein halbes Jahr lang abendliche Skype-Gutenachtgeschichten mit den Kindern und jedes Wochenende gemeinsam mit der Familie am Ort des Karrieresprungs. Eine Entscheidung darf erst ab dem 5. Monat der Probezeit getroffen werden.“ Oder aber: „Wie würden Sie in zwei, drei Jahren über sich denken, wenn Sie sich heute sagen würden: Es ist besser, in der Nähe der Freunde zu bleiben, denn Geld und Beruf sind schließlich nicht alles. Und nach zwei Jahren würden Sie feststellen, dass Ihnen vom anderen Unternehmensstandort aus jemand das Leben schwer macht, der statt Ihnen den Job genommen hat?“
In diesem Moment beginnt das innere Abwägen, und es ist ein Abwägen auf der Basis eigener Wertmaßstäbe, Gefühle und Loyalitäten. Entscheidungsprozesse, die auf der Basis eigenen, eigenverantwortlichen Denkens entstanden sind, werden wesentlich besser bewertet und genutzt als noch so kluge Ratschläge von Außenstehenden.
Woran Sie einen guten Coach erkennen
Sie erkennen einen guten Coach daran, dass er Ihnen die Freiheit lässt bzw. sogar erst gibt. Ein guter Coach tritt werde als der Wissende auf noch als der „Macher-Typ, der es mit Ihnen endlich anpackt.“ Es kann in vielen Situationen ausgesprochen klug sein, sich vorerst nicht zu entscheiden. Zum Beispiel deshalb, weil die Auswirkungen einer Entscheidung nicht klar sind. Und es sind immer die Lebensumstände des Coachees, um die es geht, deshalb ist nur er der „Experte“ für seine Veränderungen, und das schon vor das Veränderung. Ein guter Coach macht Sie mit Veränderungen, mit Ambivalenzen und Kompromissen vertraut.
Ein guter Coach achtet Ihre Werte und unterstützt Sie auch in der Unentschlossenheit
Veränderungen, Ambivalenzen und Kompromisse: Es zählt zu den Zutaten von Veränderungen, dass man hin- und hergerissen ist und Kompromisse eingehen muss. Wer Ambivalenzen aus dem Weg gehen will, vermeidet jede Form von Veränderung. Deshalb wird ein gutes Coaching immer auch folgende Aspekte einbeziehen:
• Auch wenn ich nicht alle Folgen meiner Entscheidung absehen kann, entscheide ich mich – und ich werde auch dann loyal mit mir sein, wenn etwas nicht planmäßig laufen sollte
• Auch wenn ich den Verzicht auf X ungern in Kauf nehme, der Gewinn an Y überwiegt für mich
• Gerade weil es möglich ist, an dieser Aufgabe zu scheitern … ich gebe mein Bestes. Scheitern kann ich auch hier – so gewinnen wie angeboten nur dort usw.
Wer angesichts und unter Inkaufnahme von – abwägbaren – Unsicherheiten und Risiken eine Veränderung zuversichtlich und maßvoll umsetzt, hat viel bessere Karten als jemand, der jegliches Risiko ausschließen will und deshalb nichts verändert.
Systemisches Coaching
Im systemischen Coaching arbeiten wir nicht allein mit Ihnen. Schließlich arbeiten und leben ja auch Sie nicht alleine, sondern stets im Kontext von und in Wechselwirkung mit Außenstehenden: Ehepartner, Kinder, Kollegen, Vorgesetzte, Freunde, Geschwister, Eltern. Würde man mit jeder Person, mit der Sie in irgendeiner Verbindung stehen, ein Interview führen, in dem es z.B. um folgende Punkte geht …
• Erwartungen, die man an Sie hat
• Erwartungen, von denen Sie meinen, andere hätten sie an Sie
• Einschätzung Ihrer Leistungen im Beruf
• Beschreibung Ihrer Tugenden als Ehepartner und Mutter bzw. Vater
• Eindruck von Ihrer Loyalität und Zuverlässigkeit
… würde man interessante Geschichten erfahren. In diesen Geschichten stecken viele Chancen für ein gelingendes Miteinander beruflich wie privat. Und es kann sich auch einiges an Zündstoff in diesen Geschichten befinden.
Denken Sie daran, wie es auf einen Vorgesetzten wirkt, dem jemand mit ständiger Zielübererfüllung und entsprechender Erschöpfung auffällt – und zwar genährt aus der Vorstellung, der Vorgesetzte würde derart viel Über-Engagement erwarten.
Oder positiv ausgedrückt:
• Wie würde es sich auf den Arbeitsalltag auswirken, wenn nicht jede Präsentation „vorstandsfertig“ sein müsste?
• Wie würde sich der Angestellte fühlen, wenn er gelegentlich nach seinen Erwartungen und Zielsetzungen gefragt würde?“
• Welche Auswirkungen hätte es auf die Vertriebsmannschaft, wenn man regelmäßig Ziele und Zwischenziele abstimmen würde?
Grund für ein Coaching
Meistens ist es ein Bekenntnis wie „So geht es nicht weiter.“ Man hat vielleicht schon vieles ausprobiert, war zu Fortbildungen oder Workshops, aber es fehlte an der persönlichen, vertrauensvollen Aussprache. Wer ein „So geht es nicht weiter“ für sich formuliert, ist bereits
auf dem Weg zum zielführenden Satz: „Wenn es so nicht weitergehen kann, wie dann?“
Vergebliche Lösungsversuche: so geht es nicht weiter
Im systemischen Coaching wird sogenanntes Fehlverhalten oder Versagen anders eingeordnet. Wir sprechen von Lösungsversuchen, die nicht zum Ziel führen. Das hört und fühlt sich ganz anders an als nur „scheitern.“
Grundlage für diese Überlegung ist:
• Meistens scheitern Menschen an zu großen Sofort-Zielen, nicht an zu kleinem Können
• Gerade die loyalen Mitarbeiter verdienen beim Schutz vor Überlastug besonders viel Beachtung
• Loyale Mitarbeiter
Im Coaching geht es um neue Erfahrungen
Klar, denken Sie worum sonst? Nun, es ist gar nicht so an den Haaren herbeigezogen, über neue Erfahrungen zu sprechen. Meistens wird versucht, mit einem Mehr des bisher praktizierten Verhaltens eine Lösung zu erzielen, also z.B.: noch mehr Leistung, um es mir selbst und den anderen endlich zu beweisen. Noch mehr Überstunden, um das auferlegte Pensum zu schaffen. Genau dieses Verhalten führt in die Beratung, ins Coaching.
Komfortzone verlassen – warum das Unsinn ist
Das Gerede von der angeblichen Komfortzone, die jemand endlich verlassen sollte, teilen wir nicht.
Niemand kommt aus Komfortzonenüberdruss zu uns. Im Gegenteil.
Wir arbeiten mit Ihnen dafür, unter Achtung und Beachtung Ihrer Werte und Loyalitäten solche Veränderungen zu erzielen, die Sie in Einklang mit Ihrem Umfeld bringen können. Es ist die Sehnsucht nach einer Veränderung, die Menschen zu uns in die Beratungspraxis bringt.
Coaching-Angebote – 8 Beispiele
- Führungsberatung / Executive Coaching
- Stress-Management und Burnout-Prävention
- Konflikt- und Krisenmanagement
- Change-Management
- Beförderung bzw. Stellenwechsel / Outplacement-Beratung
- Teamentwicklung / Organisationsentwicklung
- Zielentwicklung zum Aufbau von Motivation
- Aufbau und Optimierung von Work-Life-Balance